Meinen Arbeitsalltag gestalten
Hier erfahren Sie…
- … wichtige „Stellschrauben" für Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung: Anpassung von Arbeitsbedingungen, Sensibilisierung, Selbstfürsorge und individuelle Strategien.
- … dass die Gestaltung eines inklusiven Arbeitsumfeldes das Mitwirken aller Akteure eines Unternehmens erfordert.
Den Arbeitsalltag mit chronischer Erkrankung zu gestalten, ist individuell und kann herausfordernd sein. Es braucht Wissen über eigene Möglichkeiten und Bedürfnisse – und gleichzeitig die Bereitschaft des Unternehmens, passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dieser Artikel bietet Denkanstöße und Beispiele aus unserer Studie, in der Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung ihre persönlichen Strategien zur Verbesserung ihres Arbeitsalltages geteilt haben.
Dabei ist uns wichtig zu betonen: Die Gestaltung eines gesundheitsförderlichen und inklusiven Arbeitsumfeldes ist keine alleinige Aufgabe der Mitarbeitenden. Für die Entwicklung eines gesundheitsförderlichen und inklusiven Arbeitsumfeldes spielen Führungskräfte, Kolleg*innen und betriebliche Interessenvertretungen eine ebenso entscheidende Rolle. Informationen zu diesen Perspektiven finden Sie auf der Seite Perspektive Unternehmen.
Anpassung der Arbeitsbedingungen
"Mein Arbeitsplatz ist auf mich angepasst, dafür kam jemand von der BG [Berufsgenossenschaft] und hat verschiedene Sachen vorgestellt. Das fanden auch die anderen Kollegen gut, weil sie ihre Arbeitsplätze auch ergonomischer gestalten konnten." - Teilnehmer*in der Studie
Individuelle Anpassungen der Arbeitsbedingungen unterstützen dabei, leistungsfähig zu sein und zu bleiben, sowie die eigene Erkrankung managen zu können (zum Beispiel für Erholungsphasen oder Arzttermine). Für Beratung und Umsetzung solcher Anpassungen können Sie sich beispielsweise an die Schwerbehindertenvertretung oder den Betriebs-/ Personalrat wenden. Auch gibt es unabhängig von Ihrem Unternehmen unterstützende Organisationen, die Sie beraten können (zum Beispiel Inklusionsamt, BAG SELBSTHILFE, Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung EUTB).
Mobiles Arbeiten
Mobiles Arbeiten kann entlasten – birgt aber auch Risiken. Für Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung ermöglicht das Arbeiten von zu Hause weniger körperliche Belastung, Zeitgewinn durch wegfallende Arbeitswege und die Möglichkeit, Pausen flexibler an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, trotz akutem Krankheitsgefühl zu arbeiten, beispielsweise „kurz die Mails zu checken", auch wenn ich mich eigentlich nicht arbeitsfähig fühle. Auch beim mobilen Arbeiten ist daher Feingefühl gefragt: Tut es mir heute gut – oder führt es zu Überlastung?
Sensibilisierung des Arbeitsumfelds
"Ich kommuniziere (meistens) mit meinem Kleinteam, was aktuell geht und wobei ich mich eventuell zurücknehmen muss." - Teilnehmer*in der Studie
Eine klare Kommunikation kann Ihrem Arbeitsumfeld helfen, Ihre Erkrankung und damit einhergehende Belastung besser zu verstehen und Sie individuell zu unterstützen. Es ist jedoch wichtig, dass Sie sich wohlfühlen mit den Informationen, die Sie teilen. Sie müssen Ihre Diagnose nicht sagen. Bei der Frage, ob Sie Ihren Kolleg*innen von Ihrer chronischen Erkrankung erzählen oder nicht, kann Ihnen die Seite Sag ich's? weiterhelfen.
Individuelle Strategien & Selbstfürsorge
"An Tagen, an denen ich mich gut fühle, mache ich das Wichtigste zuerst. An Tagen, an denen ich mich krank fühle, beginne ich mit der einfachsten Aufgabe. Selbst wenn ich an dem Tag wegen Konzentrationsschwierigkeiten nur einfache Aufgaben erledigen kann, ist das besser, als nichts zu schaffen oder an einer schwierigeren oder dringenden Aufgabe zu verzweifeln und zu scheitern." - Teilnehmer*in der Studie
In unserer Studie haben Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung ihre individuellen Strategien beschrieben, wie sie ihren Arbeitsalltag gestalten, um eigene Grenzen zu berücksichtigen und Warnsignale ernst zu nehmen. Nutzen Sie unser Arbeitsblatt, um die individuellen Strategien der Studienteilnehmer*innen für sich zu prüfen und eigene Strategien zu notieren. Vielleicht ist auch eine Beratung hilfreich, um Ihre persönlichen Strategien weiterzuentwickeln.
Regeneration & Pausen
Das Leben und Arbeiten mit einer chronischen Erkrankung kostet Energie. Wie beim Sport sind Pausen während des Arbeitstages notwendig, um Kraft zu tanken und langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben. Die Länge sowie Gestaltung der Pause (aktiv vs. passiv) sollte sich dabei nach Ihrem individuellen Bedürfnis richten. Nach §4 des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) haben Sie ein Recht auf Pausen und dürfen sich dies aktiv einfordern.
Die Entscheidung, ob Sie an einem bestimmten Tag trotz akutem Krankheitsgefühl arbeiten, ist komplex und höchst individuell. Sie hängt nicht nur von Ihrer eigenen Einstellung ab, sondern wird auch vom (Arbeits-)Umfeld beeinflusst. Hierzu finden Sie auf den Seiten Arbeiten trotz Krankheitsgefühl, Mein täglicher Balanceakt, Meine Gedanken ordnen sowie Schritt für Schritt ins Handeln kommen weiterführende Informationen. Trotz der Komplexität der Entscheidung, sollte letztendlich die Selbstfürsorge an erster Stelle stehen.
Zitation
Niehaus, M., Heide, M., Danner, M., Grupe, C., Knieling, A.-S. & Staufenbiel, K. (2025). Meinen Arbeitsalltag gestalten. AmiChro – Arbeiten mit chronischer Erkrankung. https://arbeiten-jaodernein.de/perspektive-mitarbeitende/meinen-arbeitsalltag-gestalten.html