Hier erfahren Sie…

  • … dass Selbstreflexion dabei unterstützen kann, Entscheidungen zu Präsentismus (Arbeiten trotz Krankheitsgefühl) bewusster zu treffen.
  • … konkrete Schritte, die dabei helfen können, Gedanken zu ordnen und Erlebtes zu reflektieren.

Menschen haben im Gegensatz zu anderen Lebewesen ein Bewusstsein von sich selbst und sind somit in der Lage, über sich selbst nachzudenken. Reflexion kann als bewusstes Nachdenken und Ordnen der Gedanken beschrieben werden. Selbstreflexion ermöglicht, persönliche Stärken und Schwächen im Berufsalltag zu erkennen, emotionale Belastungen einzuordnen, aus Erfahrungen zu lernen und somit effektiver mit täglichen Herausforderungen umzugehen. Das Ordnen eigener Gedanken dient so der eigenen persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung.

Es gibt jedoch auch ein zu viel des Guten: Ständiges Reflektieren und Grübeln kann negative Konsequenzen für das eigene Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit haben. Man kann zwischen ziellosem Grübeln und ergebnisorientierter Selbstreflexion unterscheiden.

Selbstreflexion und Präsentismus

Auch bei der Frage, ob Sie trotz Krankheitsgefühl arbeiten, lohnt sich Selbstreflexion. Wer sich mit den eigenen Beweggründen auseinandersetzt, das persönliche „Für und Wider" abwägt und mögliche Auswirkungen berücksichtigt, kann eine stimmige Entscheidung im Sinne der eigenen Gesundheit treffen.

Meine eigenen Gedanken ordnen

Damit Selbstreflexion in Ihrem beruflichen Alltag hilfreich ist, braucht es einen klaren Rahmen. Feste Routinen zur Gedankenordnung müssen nicht lange dauern. Es können bereits reichen:

  • ein Tagesrückblick von 2-5 Minuten
  • oder ein Wochenrückblick von 5-10 Minuten.

Festgelegte Fragen können unterstützen:

  • Wie ist es mir diese Woche gelungen, meine Gesundheit im Blick zu haben?
  • Wie ging es mir dabei, trotz Krankheitsgefühl zu arbeiten?

Legen Sie einen festen Zeitpunkt fest, machen Sie sich eine Erinnerung, zum Beispiel im Handy, und wählen Sie einen passenden Ort. Zu Beginn benötigt das ein wenig Einübung, später wird es zur Gewohnheit und Sie werden sich automatisch solche Reflexionszeiten nehmen.

Auch konkrete Anlässe laden zur Selbstreflexion ein, beispielsweise Konflikte im Team, die Verschlechterung einer chronischen Erkrankung oder psychische Belastungen durch die Arbeit. Bei manchen Fragestellungen können auch ein Coaching oder eine Beratung eine gute Ergänzung sein.

Wir laden Sie hier dazu ein, sich mit Präsentismus, dem Arbeiten trotz Krankheitsgefühl, auseinanderzusetzen. Wie kann also eine ergebnisorientierte Selbstreflexion aussehen?

  1. Schritt: Eigene Gedanken, Beweggründe und Motive ordnen

    In einem ersten Schritt ist es hilfreich, dass Sie sich mit Ihren Motiven beschäftigen, weswegen Sie sich dafür entscheiden, trotz Krankheitsgefühl zu arbeiten. Fragen Sie sich: Was treibt mich an? Was sind typische Gedanken, die ich mir dazu mache? Was ist mir besonders wichtig bei der Entscheidung, trotz Krankheitsgefühl zu arbeiten oder nicht zu arbeiten?

  2. Schritt: Konkrete Erfahrungen betrachten

    Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Sie trotz Krankheitsgefühl gearbeitet haben und fragen Sie sich: Wie habe ich mich danach gefühlt? Hat es mich länger erschöpft? War es gut für mich, trotz Krankheitsgefühl zu arbeiten oder eher nachteilig für meine Gesundheit?

  3. Schritt: Eigene Entscheidungshilfe entwickeln

    Auf Basis Ihrer Auseinandersetzung mit typischen Beweggründen, trotz Krankheitsgefühl zu arbeiten und dazu, wie Sie sich danach gefühlt haben, können Sie für sich Entscheidungskriterien („Rote Linien") ableiten.

    Beispiele:

    • Bei Ansteckungsgefahr arbeite ich nicht vor Ort.
    • Bei leichteren Krankheitssymptomen (zum Beispiel Schnupfen), arbeite ich, bei schwereren (zum Beispiel Fieber) nicht.
    • Ich entscheide je nach Situation: Wenn die Arbeit mir guttut und mich ablenkt, arbeite ich. Wenn sie Stress bedeutet, arbeite ich nicht.

Das Ordnen eigener Gedanken auf die „Tut-mir-gut-Liste"

Natürlich gibt es in unserer schnelllebigen Welt viele Gründe, die uns von einer Auseinandersetzung mit uns selbst abhalten: Zeitmangel, Gewohnheiten oder Angst vor unangenehmen Gefühlen (Weniger, 2024). Ein wertschätzender, wohlwollender Blick auf sich selbst fühlt sich hingegen besser an und unterstützt erwiesenermaßen auch Veränderungen (Neff, 2012). Das Ordnen eigener Gedanken muss also kein striktes „To-Do" sein. Im besten Fall gehört es als Ressource auf die „Tut-mir-gut-Liste".

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Neff K. (2012). Selbstmitgefühl. Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden. Kailash.

Weniger, M. (2024). Selbstmanagement: Selbstreflexion – Schlüssel zu mehr Kompetenz und weniger Stress. Deutsches Ärzteblatt. https://www.aerzteblatt.de/archiv/selbstmanagement-selbstreflexion-schluessel-zu-mehr-kompetenz-und-weniger-stress-8f790cc4-186d-4e4c-a25e-473bff1915a6

Zitation

Niehaus, M., Heide, M., Danner, M., Grupe, C., Knieling, A.-S. & Staufenbiel, K. (2025). Meine Gedanken ordnen. AmiChro – Arbeiten mit chronischer Erkrankung. https://arbeiten-jaodernein.de/perspektive-mitarbeitende/meine-gedanken-ordnen.html