Hier erfahren Sie…

  • … dass Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung eine kontinuierliche körperliche und/oder psychische Belastung, sowie ein schwankendes akutes Krankheitsgefühl erleben.
  • … die Spannbreite an möglicher Bedeutung der Arbeit für Betroffene: zwischen stabilisierendem Alltagsanker und zusätzlicher Belastung.

Chronische Erkrankungen sind für viele Erwerbstätige Realität. Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung im Erwerbsalter hat eine chronische Erkrankung (Eurofound, 2019). Daher ist anzunehmen, dass nahezu jedes Unternehmen, je nach Altersdurchschnitt und Branche, einen hohen Anteil von Mitarbeitenden mit chronischen Gesundheitsbeeinträchtigungen beschäftigt.

Spannungsfeld Arbeit

Für Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung stellt sich die zentrale Frage, wie sie ihre Arbeitsfähigkeit erhalten und gleichzeitig ihre Gesundheit schützen können. Hilfreich kann sein, die Erkrankung am Arbeitsplatz offenzulegen, um Anpassungen vornehmen zu können. Das ist oft mit Unsicherheit verbunden: Neben Sorgen vor Stigmatisierung bei Offenlegung spielen auch Unkenntnis über Rechte und Pflichten eine Rolle. Unternehmen stehen wiederum vor der Herausforderung, betriebliche Anforderungen mit individuellen Möglichkeiten in Einklang zu bringen. Mangelndes Wissen oder rechtliche Unsicherheiten können im ungünstigsten Fall zu Diskriminierung führen und die berufliche Teilhabe erheblich erschweren (Pärli & Naguib, 2012).

Ständige Belastung und akutes Krankheitsgefühl

Viele Betroffene erleben eine kontinuierliche körperliche und/oder psychische Belastung, da eine chronische Erkrankung beispielsweise mit einem reduzierten Energieniveau einhergehen kann – längeres Arbeiten am Stück kann schwerfallen, und bereits der Weg zur Arbeit kann (zu) viel Kraft kosten.

Das Krankheitsgefühl ist nicht gleichmäßig, sondern schwankend. Auf Phasen mit guter Belastbarkeit folgen Tage, an denen die Beschwerden deutlich stärker ausgeprägt sind. Besonders an Tagen mit einem akuten Krankheitsgefühl stehen Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung vor der anspruchsvollen Entscheidung: Arbeiten oder krankmelden? Informationen zu diesem komplexen Thema finden Sie unter Perspektive Mitarbeitende.

Chancen und Herausforderungen

Arbeit ermöglicht Mitarbeitenden mehr als eine finanzielle Sicherheit. Sie strukturiert den Alltag, schafft soziale Kontakte, vermittelt Sinn und trägt zur Identitätsbildung bei (Paul et al., 2023). Für Menschen mit chronischer Erkrankung kann Erwerbsarbeit zudem Normalität, Ablenkung und gesellschaftliche Teilhabe schaffen. Gleichzeitig können Symptome wie Fatigue, Schmerzen oder psychische Belastungen den Arbeitsalltag erheblich erschweren.

Arbeit kann die Gesundheit gefährden und sie kann die Gesundheit fördern.

Bedeutung von Arbeit

In unserer Studie haben wir uns mit der Frage beschäftigt, welche Bedeutung Arbeit für Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung haben kann. Dazu wurde in einem offenen Antwortfeld die persönliche Bedeutung von Arbeit für Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung erfragt. Im Folgenden werden beispielhafte Aussagen aus der Befragung zitiert.

Fünf farbige Sprechblasen zeigen Zitate von befragten Mitarbeitenden zu der Frage, welche Bedeutung Arbeit für sie habe. Erstes Zitat: „Ich arbeite eigentlich gerne und es macht Spaß, aber es bringt mich ständig an meine Grenzen.

Zitate zur Bedeutung von Arbeit für Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung

Mitarbeitende mit chronischer Erkrankung erleben Arbeit in einem Spannungsfeld – zwischen stabilisierendem Alltagsanker und zusätzlicher Belastung. Finanzielle Sorgen im Zusammenhang mit krankheitsbedingten Ausgaben – etwa für Medikamente oder Behandlungen – können ebenfalls belastend wirken.

Darüber hinaus kann Arbeit als sinnstiftend empfunden werden, wenn sie gesellschaftlichen Nutzen hat, einem übergeordneten Ziel dient oder sozialen Status vermittelt (Niehaus & Baumann, 2016). Je nach Arbeitsumfeld und individueller Situation wurden die Rahmenbedingungen und sozialen Kontakte auf der Arbeit als unterstützend und bereichernd oder als belastend bis hin zu diskriminierend beschrieben.

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Eurofound (2019). How to respond to chronic health problems in the workplace? Publications Office of the European Union. https://www.bollettinoadapt.it/wp-content/uploads/ef19008en.pdf

Niehaus, M. & Baumann, A. (2016). Arbeit, Beruf. In M. Dederich, I. Beck, G. Antor, U. Bleidick (Hg.). Handlexikon der Behindertenpädagogik. Schlüsselbegriffe aus Theorie und Praxis (S.234-237). Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer

Pärli, K. & Naguib, T. (2012). Schutz vor Benachteiligung aufgrund chronischer Krankheit. Antidiskriminierungsstelle des Bundes. https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/Expertisen/expertise_schutz_vor_benachteilig_aufgrund_chronischer_krankheit.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Paul, K. I., Scholl, H., Moser, K., Zechmann, A. & Batinic, B. (2023). Employment status, psychological needs, and mental health: Meta-analytic findings concerning the latent deprivation model. Frontiers in psychology, 14, 1017358. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2023.1017358

Zitation

Niehaus, M., Heide, M., Danner, M., Grupe, C., Knieling, A.-S. & Staufenbiel, K. (2025). Arbeiten mit chronischer Erkrankung. AmiChro – Arbeiten mit chronischer Erkrankung. https://arbeiten-jaodernein.de/gut-zu-wissen/arbeiten-mit-chronischer-erkrankung.html